Ein Sonntag am Fluss

Sonntag ist auch in Niamey die Zeit, um gut essen zu gehen. So haben wir uns für ein kleines Restaurant am Fluss Niger entschieden, das von einer alten Frau aus Benin geführt wird. 

Melanie

Das kleine Restaurant „Le Diamangou“ zählt immer noch als ein Geheimtipp, weil es kaum weitererzählt wird. Und so treffen sich hier hauptsächlich Einheimische, nur selten verirrt sich ein Weißer an diesen Platz direkt am Fluss. Was erstaunt, ist die reiche Speisen- und Getränkekarte. Alles Speisen werden frisch zubereitet, also am besten – wie immer in Afrika – Zeit mitbringen.

Die Wahl des Essens fällt nicht schwer, denn hier gibt es den berühmten Capitaine-Fisch. Dieser Fisch hat seinen Namen wahrscheinlich durch seine drei Rückenflossen, die dem Rang eines französischen Hauptmanns mit seinen drei Streifen ähneln. Nach gut einer Stunde kommt das Essen. Mit Pommes frites und grünen Bohnen. Einfach köstlich.

Le capitaine ist der Fisch der Fische im Fluss Niger. Er kann bis zu einem Meter lang werden.

Ein französisches Sprichwort lautet: Poisson sans boisson est poison. Was bedeutet, Fisch zu essen ohne zu trinken, das ist gefährlich. Wir kennen einen deutschen Spruch dafür: Ein Fisch muss schwimmen. Also bestellen wir ein Bier dazu. Und lernen: Auch wenn es zahlreiche Sorten Bier im Niger gibt, so werden doch alle im Ausland gebraut und importiert – selbst wenn Biere Niger draufsteht. In der Regel kommen sie aus Nigeria, Togo oder Benin.

Was sonst noch auffällt, ist die direkte Auswirkung des Klimawandels. Einst lag das kleine Restaurant direkt am Fluss. Mit dem Boot, das jetzt als erweiterte Terrasse dient, konnten früher kleine Flusskreuzfahrten gemacht werden. Das war noch Ende des 20. Jahrhunderts. Jetzt liegt das Schiff auf dem Trockenen. Nur in der Regenzeit wird es ein wenig von Wasser umspült. Aber eine Flussfahrt ist angesichts immer weiter sinkender Wasserpegel nicht mehr drin. Schade.

Traurig zu sehen, wie ein Fluss versandet. Und wie dadurch auch Lebensgrundlagen zerstört werden.

Trotz fallender Pegel ist der Niger-Fluss noch immer der drittlängste Fluss Afrikas nach dem Nil und dem Kongo. Er hat eine stolze Länge von 4.184 Kilometern und durchquert wie ein Bummerang sechs Länder: Sierra Leone, Guinea, Mali, Niger, Benin und schließlich Nigeria. 

Über den Ursprung des Flussnamens gibt es viele Erzählungen. So soll er von den portugiesischen Entdeckern einst Rio Negro genannt worden sein oder auch eine Ableitung des Kolonialwortes Nigro gilt als möglich. Die überzeugendste für mich aber ist die Herkunft aus dem alten Tuareg-Wort „gher n gheren“, das für „Fluss der Flüsse“ steht. Die Kurzfassung lautet ngher – oder eben Niger.

Ein Gedanke zu „Ein Sonntag am Fluss

  • Mai 6, 2021 um 1:17 pm Uhr
    Permalink

    Was für eine Erfahrung!
    Ich habe mich nie vorher für Niger interessiert. Aber du schreibst so gut, dass ich ab jetzt deine Berichte mit großem Interesse lesen werde.
    Weiter so!

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