Fahren bis zum Tod

Im Niger ist das Auto kein Statussymbol, sondern eine Notwendigkeit. Denn Eisenbahn gibt es nicht und der öffentliche Nahverkehr beschränkt sich auf ein paar Buslinien. So sind Autos das Hauptfortbewegungsittel. Geschätzt über 80 Prozent entfallen auf die Marke Toyota. Und das hat einen guten Grund.

Es sind vor allem die Typen Corolla und Yaris, die von den Einheimischen bevorzugt werden. Vor allem die Taxi-Flotte besteht fast ausschließlich aus diesen Wagen. Denn sie sind robust.

Warum Toyota im Niger ein Quasi-Monopol hat, erklären die Niger mit den Reparaturen. Erstens können die Autos bei einfachen Pannen selbst repariert werden. Zweitens gibt es Ersatzteile sprichwörtlich an jeder Ecke. Denn wenn ein Auto endgültig seinen Geist aufgegeben hat, dann ist es immer noch als Ersatzteilspender gut.

Zuerst kommen die Räder dran, denn diese werden am häufigsten als Ersatzteile gebraucht. Dann folgen die Fenster und irgendwann sogar der Motor – oder zumindest Teile davon.

Meist genügt ein Anruf, wenn das eigene Auto liegengeblieben ist. Dann wird das entsprechende Ersatzteil irgendwo ausgebaut und direkt an den Pannenort gebracht. Hier ist etwas handwerkliches Geschick gefragt, aber das haben die nigrischen Autofahrer zur Genüge. Und Zeit haben sie ohnehin.

Solange kein Anruf kommt, bleibt der Wagen einfach irgendwo „geparkt“. Dann dient er vorübergehend als Lager oder als Abstellfläche.

So oder so wird das Auto solange gefahren, wie es nur irgendwie geht. Erst wenn alle Künste der Reparatur versagen, dann ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Oder wie im Niger gesagt wird: „Conduire la voiture jusqu’a la mort.“ Was soviel heisst wie fahren bis das Auto auf der Straße stirbt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert