Bis ins 21. Jahrhundert gab es im Wüstenstaat Niger keine Eisenbahn. Erst 2014 wurde mit dem Bau der ersten Strecke von Parakou in Benin über Dosso nach Niamey begonnen. Zwei Jahre später wurde die Strecke 2016 offiziell fertiggestellt. Aber ein Zugverkehr wurde niemals eingerichtet. Nun gibt es einen zweiten Anlauf: Bis 2023 soll eine erstmals funktionierende Verbindung entstehen. Nach Nigeria.
Baubeginn der 284 Kilometer langen Strecke war bereits im vergangenen Jahr. Sie wird von Kano im Norden Nigerias nach Maradi, der zweitgrößten Stadt des Niger, führen. 1,96 Milliarden Dollar kostet das Projekt, das den Anschluss an die nigerianische Eisenbahn bringen soll. Und die Jungfernfahrt soll bereits bis Mai 2023 stattfinden, wenn der nigerianische Ministerpräsident aus dem Amt scheidet.

Die erste bisher letzte Eisenbahnstrecke des Niger führte von von Niamey nach Dosso und wurde vom französischen Konzern Bolloré gebaut. Aber Rechtsstreitigkeiten verhinderten die Fertigstellung der 145 Kilometer langen Bahnverbindung, kurz vor Dosso endet die Strecke im Nirgendwo. Und so hat der Niger das Projekt Eisenbahn aufgegeben.

Nach den katastrophalen Erfahrungen des Niger mit einem Eisenbahnbau will nun das Nachbarland Nigeria einsteigen und die Strecke komplett selbst finanzieren. Der Gedanke ist einfach: Mit dieser Eisenbahn würde die Region um Maradi für den Handel aus Nigeria erschlossen. So gehen Planer davon aus, dass jährlich auf dieser Verbindung drei Millionen Menschen und eine Million Tonnen Fracht transportiert werden können.

Mit der neuen Bahnlinie verfolgt das Nachbarland Nigeria aber noch einen anderen Plan. Da der Niger als Binnenland bei Importen weitgehend von den südlichen Küstenstaaten abhängig ist, könnte mit dem neuen Bahnangebot der Warenverkehr von der derzeitigen Achse Niamey-Dosso-Parakou-Cotonou im Benin auf den nigerianischen Korridor verlagert werden. Das ist keine uneigennützige Hilfe, sondern ein Milliardengeschäft.