Mit dem Gesicht gen Mekka

Islamische Friedhöfe sind einfach. So einfach wie die Bestattungsrituale. Der Verstorbene muss mit dem Gesicht gen Mekka beerdigt werden, und das innerhalb von 24 Stunden. Ein Besuch auf dem größten islamischen Friedhof in Niamey.

Nur die Gräber hoher Persönlichkeiten bekommen eine Steinumfassung – wie hier der ehemalige Premierminister Boukary Adji. Aber auch auf diesen Gräbern ist eine Bepflanzung nicht vorgesehen.

Feuerbestattungen sind nach dem islamischen Glauben nicht gestattet. So wird der Tote zunächst gewaschen, in ein weißes Tuch gehüllt und von seinen Sünden auf Erden freigesprochen, erzählt der Friedhofswächter, dessen Vater selbst auf dem islamischen Friedhof von Yantala liegt. Dann wird der Tote beerdigt – und das innerhalb von 24 Stunden. „So schreibt es unser Gesetz vor“, sagt der Wächter.

Üblich ist bei den Sunniten eine zwei handbreit hohe Grabwölbung, damit sich die letzte Ruhestätten von den flachen Gräbern der Ungläubigen unterscheiden. Darauf werden Hölzer, die mit einem Band verbunden sind, als eine Art Dach angebracht.

Wichtig ist, dass der Tote auf der rechten Seite mit dem Gesicht gen Mekka „zur Kaaba hin“ beerdigt wird. Dieser Schrein in Saudi-Arabien gilt als das „Haus Gottes“. Zu ihm soll der Verstorbene blicken und auch beten.

Einst lag der Friedhof von Yantala außerhalb der Hauptstadt Niamey. Da laut islamischen Recht der Tote ein ewiges Ruherecht hat, wuchs der Friedhof immer weiter und umfasst heute über 55 Hektar. Aber die Stadt wuchs schneller.

Dass es im Islam keine Sargbestattung gibt, hat Historikern zufolge übrigens einen einfachen Grund. In der frühislamischen arabischen Welt gab es kaum Holz – und das wenige wurde für das Feuer gebraucht.

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