Jedes Jahr treffen sich im Norden des Nigers tausende nomadische Viehzüchter zum traditionellen Salzfest. Drei Tage wird in der Stadt Ingall gefeiert, geredet und Markt gehalten. Diese Salzkur – im französischen „Cure Salée“ – gehört zu den bedeutendsten Ereignissen im nigrischen Kulturkalender. Sie hat in diesem Jahr ihre 57. Auflage erlebt.

Die Tradition der Salzkur selbst ist Jahrhunderte alt. Immer zum Ende der Regenzeit – meist Mitte September – kommen die nomadischen Peul mit ihren Viehherden in diese Gegend im Norden des Landes, die reiches Futter verspricht. Denn das Besondere ist, dass die Gräser hier sehr natronhaltig sind und die Tiere den Salzhaushalt wieder auffüllen können. So sind rund um Ingall für einige Wochen riesige Herden von Schafen, Ziegen, Eseln, Kamelen und afrikanischen Rindern zu sehen.

In den vergangenen Jahrzehnten ist immer mehr Kultur und Politik in das „Fest der Nomaden“ eingeflossen. Heute gilt das dreitägige Fest nicht nur als großer Marktplatz für die Nomaden, sondern auch als politischer Treffpunkt der regionalen Eliten aus Politik, Wirtschaft und Sicherheitskräften. Und die Schirmherrschaft übernimmt der Präsident oder der Premierminister. Zum diesjährigen Beginn dreht der Premier, ein Hausa, seine Runde vorbei an den angereisten lokalen Volksgruppen.

Die Eröffnung des Festes ist eine Mischung aus politischen Ansprachen und Kulturprogramm. Besonders beeindruckend ist die Parade der Tuareg, die in der Region Agadez die Mehrheit bilden und so auch die Kultur prägen. Das Symbol der Tuareg, die Kamele, dürfen da nicht fehlen.

Die zweite große Gruppe in der Agadez-Region sind die Peul oder auch Fulani genannt. Sie sind Nomaden und fallen beim Salzfest durch ihre Gesichtsbemalung auf. Oft wird versucht, den verschiedenen Farbvarianten eine tiefere Bedeutung zu geben. Aber in der Hauptsache geht es darum aufzufallen. Und jeder Peul beim Salzfest weiss das.

Für das Salzfest wurde vor einigen Jahren ein eigenes Gelände errichtet, auf denen Künstler ihre Waren anbieten, internationale Organisationen über ihre Arbeit informieren und Politiker eine eigene Haupttribüne bekommen haben, um der Eröffnungszeremonie mit dem einmaligen Kamelzug beizuwohnen.

Die Ebene rund um Ingall, die Ighazer wan Agadez, gleicht zum Ende der Regenzeit einer fast unendlichen Viehweide. Für einige Wochen gibt es hier proteinreichen Gras und mineralisierte Wasser fast im Überfluss. Und so sammeln sich an den vielen Senken die verschiedenen Herden und teilen friedlich das Wasser.
