Dürre, Hunger, Flucht

Es ist ein hässliches Paar: Auf der einen Seite stehen die schlechten Ernten der vergangenen Jahre. Auf der anderen Seite steigt aktuell die Unsicherheit in den Grenzgebieten, die durch bewaffnete Banden ausgelöst wird und zu einer Fluchtbewegung und verstärkter Binnenmigration im Niger führt. Das Ergebnis sind 6,4 Millionen Menschen, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind.

Ausgetrocknete Felder und mageres Vieh sind die ersten Zeichen für diese doppelte Krise, wenn man über das Land fährt.Und bis zur Regenzeit sind es noch Monate.

Hunger ist nichts Neues im Niger. Aber durch die Dürre gelten mittlerweile 2,5 Millionen Menschen sogar als unterernährt. Erschreckende Zahlen in einem Land mit insgesamt 24 Millionen Einwohnern.

Die Getreidespeicher sind leer. Denn der Boden ist müde, sagen die Nigrer – fatigué. Und seit Jahrzehnten schon geht die jährliche Regenmenge zurück.

Zuletzt gab es 2009/20120 eine Hungerkatastrophe. Doch eine Rückkehr zur Normalität in der Sahelzone ist wegen des Klimawandel ein Wunschtraum. Die Trockenzeiten werden länger, die Temperaturen steigen und der Regen wird immer geringer. 

In den vergangenen 50 Jahren wurde die Anbaufläche verfünffacht. So wird heute auch auf Flächen Ackerbau betrieben, die dafür kaum geeignet sind.

Das Ergebnis von Dürre und Unsicherheit in bestimmten Regionen, die viel Viehzucht hatten, sind steigende Preise für Lebensmittel. Und das in einer Umgebung mit der höchsten Geburtenrate der Welt. Immer weniger Familien können so ihren Kindern tägliche Mahlzeiten sichern. Nahezu die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren gilt als mangelernährt. 

85 Prozent der Nigrer leben auf dem Land. Und hier explodieren die Geburtenzahlen. Denn jedes fünfte Kind stirbt vor seinem fünften Geburtstag.

Hinzu kommt Corona. Nein, die medizinische Lage ist relativ stabil. Aber der Niger ein Binnenland ist, das fast alle Produkte einführen muss. So wirken sich die durch die Epidemie verursachten Liefer- und Transportprobleme direkt auf die Preise aus. Und die liegen, so wird hier erzählt, zwischen 15 und 40 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau.#

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