Das große Aufräumen

Nach drei Monaten ist die Regenzeit im Niger vorbei. Fast täglich hat es geregnet, zum Teil richtig heftig. Straßen standen unter Wasser, Häuser wurden weggeschwemmt. Jetzt ist aufräumen angesagt.

Die Regenzeit ist faszinierend. Innerhalb von wenigen Minuten bedeckt sich der Himmel, ein Sandsturm kommt auf und dann beginnen die ersten Blitze zu zucken. Spätestens jetzt heißt es, sich ein trockenes Plätzchen zu suchen. Denn kurz darauf öffnen sich die Schleusen.

In der Stadt kommt der Verkehr teilweise zum Erliegen. Denn das Wasser blockiert nicht nur die Nebenstraßen, sondern auch die asphaltierten Hauptstraßen, weil es einfach nicht so schnell abfließen kann. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn unter jeder Pfütze kann sich ein Schlagloch verbergen.

Gerade war da noch eine Straße. Jetzt steht das Wasser knietief. Und wer nicht vorsichtig fährt, der versinkt schnell mal mit dem Auto, denn das Wasser hat die Wege stark ausgewaschen. Und das ist bei dieser Brüder nicht sichtbar.

Der Niger-Fluss ist in diesen Wochen der Regenzeit um gut zwei Meter angestiegen. Alle Felder, die am Flussufer waren, sind überschwemmt. Aber die Menschen richten sich nach den „Jahreszeiten“. In der Regenzeit versuchen viele, sich eine andere Bleibe zu besorgen. Wer kann, der fährt zu Verwandten aufs Land. Da ist es trocken.

Hier waren noch vor wenigen Wochen Salatfelder eines kleinen örtlichen Händlers. Und seine kleine Terrasse hat im Sonnenuntergang auch immer mal ein paar Gäste angezogen. Wenn das Wasser sinkt, wird er sicherlich wieder zurückkommen.

Nicht jeder hat die Möglichkeit, auf Land zu flüchten oder in die Nachbarstaaten. Und erst recht nicht jeder wohnt in geziegelten Häusern oder gar in Betonbauten. Die Mehrzahl der Einwohner von Niamey muss mit Lehmhütten oder mit einfachen Strohhütten auskommen. Und die werden vom Regen schnell mal weggespült.

Die Ablaufkanäle sind in den Regentagen kaum wiederzuerkennen. Wo normalerweise ein kleines Rinnsal zu sehen ist, entsteht binnen Stunden ein reißender Fluss. Und an den Brücken staut sich alles, was das Wasser mitgenommen hat.

Aber der Wechsel ist hier bekannt und die Menschen leben seit Anbeginn mit den Naturgewalten. Es sind auch nur drei Monate. Und nicht zu vergessen: Regenzeit bedeutet zugleich Wasser. Das ist in der Sahel-Zone ein ganz knappes Gut.

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