Traditioneller Ringkampf, die Königsdisziplin

Ringen ist im Niger Nationalsport und die Gewinner werden wie Könige geehrt. Am Sonntag gab es das Finale im diesjährigen Präsidenten-Cup. Und der Sieger ist der bisherige Meister: Issaka Issaka aus Dosso, der zum fünften Mal den Pokal gewann.

Der Wettbewerb wird vom nigrischen Ringerverband (Fenilutte) organisiert. In diesem Jahr nahmen 16 Ringer aus allen acht Regionen des Niger teil, zwei pro Region. Der letzte Kampf in der Arena von Niamey dauerte 20 Minuten und 19 Sekunden. Dann siegte Titelverteidiger Kadri Abdou, genannt Issaka Issaka und der Gewinner konnte den begehrten Pokal aus den Händen des Ministers für Sport und Jugend, Sékou Doro Adamou, entgegennehmen.


Der Ringkampf – auf Französisch „la lutte traditionelle“ oder auf Hausa „KoKowa“ genannt – verbindet sportliche, spirituelle und kulturelle Elemente. Denn bevor es für die Kämpfer in das Rund geht, spielen Musiker und Trommler auf, durchqueren Sänger und Narren das Rund, Marabuts und frühere Pokalgewinner sitzen auf den Tribünen und heizen die Stimmung an.


Den Ringern werden nicht nur körperliche, sondern oft auch mystische Kraft nachgesagt. Daher hat jeder Ringer das Recht, vor Beginn des Kampfes eine Minute lang ein Ritual durchzuführen. Oft kommt er dann mit seinem Marabut zusammen, um mit ihm gemeinsam Beschwörungsformeln zu sprechen und Amulette anzulegen. Diese sollen seinen Mut zu kämpfen steigern.


Der Kampf selbst ist einfach und bis heute in seiner Struktur weitgehend unverändert. Gekämpft wird mit freiem Oberkörper, die Nägel müssen kurz geschnitten sein. Alle Materialien, die den Gegner verletzen könnten, sind untersagt. Ziel ist es, den Gegner zu Boden zu ringen, wobei Würfe verboten sind, weil dadurch die Wirbelsäule gefährdet werden könnte.


Ursprünglich wurden solche Ringkämpfe nur bei guten Ernten veranstaltet. Die Kämpfer aus verschiedenen Dörfern stellten dabei ihre Kraft und Muskeln zur Schau, um zu beweisen, dass sie gut ernährt sind und das Erntejahr gut gelaufen war. 1975 wurden dann in Tahoua die ersten landesweiten Kämpfe ausgerichtet, die sich zu einem nationalen Sportereignis entwickelt haben.


Heute gilt das Ringen als „Königssport“ im Niger, weil es zur Fairness, Brüderlichkeit und Solidarität beiträgt. Und die Champions werden als „Könige der Arena“ gefeiert. Sie erhalten neben einem hohen Preisgeld oft auch eine materielle Anerkennung. Dieses Mal war es ein Motorrad, das Issaka Issaka mit nach Hause nehmen konnte.

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