Armut. Bevölkerung. Explosion.

Es ist ein Teufelskreis: Hohe Armut bringt hohe Geburtenraten, hohe Geburtenraten bringen noch größere Armut. Dabei gehört Niger bereits jetzt zu den ärmsten Ländern der Welt – im einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von 600 US-Dollar – im Jahr! Und da viele Familien keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, sehen sie in vielen Kindern die einzige Vorsorge, zumal es eine hohe Kindersterblichkeit gibt.

Niger ist das Land mit der höchsten Geburtenrate weltweit. Neuesten Daten zufolge bekommt jede Frau in dem westafrikanischen Land 6,6 Kinder. Das würde bedeuten, dass die Bevölkerung von derzeit 25 Millionen bis zum Jahr 2050 auf 68 Millionen anwächst. Das wäre umgerechnet einen 25fachung in einem Jahrhundert.

Allein der Nahverkehr wird ein Alptraum. Schon jetzt herrscht zur Hauptverkehrszeit oft Stau, ein Stadtverkehr mit Bus ist die Seltenheit.

Hinzu kommt, dass 77 Prozent der Mädchen bereits vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet werden. Schaut man sich die Zahlen der Mädchen unter 15 Jahren an, dann sind es unglaubliche 28 Prozent. Ein Leben in und für die Familie ist für viele, die nicht mehr zur Schule gehen können, der einzige Lebenszweck.

Das sind schon die besseren Behausungen in der Hauptstadt des Niger. Es handelt sich um feste Unterkünfte. Für viele ist hingegen das Leben in einer Strohhütte normal.

Der nigrische Präsident Mohamed Bazoum will nun ein Zeichen setzen. Hatte er bereit in seiner Antrittsrede im April 2021 die hohe Geburtenrate als eine „Schwäche“ und ein Hemmnis für die ökonomische Entwicklung bezeichnet, so verordnete er im Juni 2022 seinem Kabinett die Abkehr von der in islamischen Ländern praktizierten Mehrfach-Ehe. Die Polygamie sei „ein schlechtes Ding“, sagte er.

Frauen versuchen täglich, das Überleben zu organisieren. Ganz oben steht dabei das Kochen und der öffentliche Verkauf von Essen wie hier von Plätzchen aus Hirseteig.

Allerdings ist das politisch durchaus gefährlich. Denn 98 Prozent der Bevölkerung des Nigers sind Muslime. Und die verweisen auf den Koran, der eine Mehrfachehe gutheißt und zu vielen Kindern ermutigt. Das erklärt auch den Umstand, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung in polygamen Beziehungen lebt. Aber die wachsende Armut könnte zumindest bei der Geburtenrate ein Umdenken einleiten. Erste Anzeichen sind da.

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