Ein Held, der fliegen konnte

Straßenschilder sind selten in Niamey. Aber auf einer der längsten Straße der Hauptstadt sind mehrere der blauen Schilder zu finden, die einen besonderen Mann der Geschichte ehren: Mali Bero.

Mali Bero oder Mali der Große ist ein Held der Djerma, die außerhalb des Niger Zarma genannt werden. Dieses Volk stammt ursprünglich aus Mali und ist eng mit den Songhai verwandt. Die Legende besagt, dass einer ihrer Häuptlinge – eben jener Mali Bero – die Zarmas in einem fliegenden Korb transportierte und sie in Zarmaganda ansiedelte, dem „Herzen von Zarma“.

Der Boulevard Mali Bero ist die erste Umgehungsstraße von Niamey. Es handelt sich um eine 50 Meter breite Straße, die aus zwei Fahrbahnen besteht, die durch einen Mittelstreifen voneinander getrennt sind.

Ursprünglich lebte dieses sesshafte Volk der Djerma in einem Teil von Mali und im Norden von Bénin. Es wird angenommen, dass sie aus Mali fliehen mussten, um dem Druck der Peul (Fulani) zu entgehen. Und so sind die meisten von ihnen heute im Niger um Niamey in Zarmaganda und um Dosso zu finden.

Am Rande des großen Boulevards erwacht das Leben erst richtig mit Einbruch der Dunkelheit. Doch im März hat die Stadt bis in die Abendstunden mit dem Sahara-Staub zu kämpfen.

Über die Geschichte der Djerma ist wenig bekannt. Die Wanderung gen Niger soll im 17. Jahrhundert erfolgt sein, es kann aber auch das 16. Jahrhundert gewesen sein. Jedenfalls gelang es dem ersten Zarmakoy oder König der Zarmas, Tagorou, im 17. Jahrhundert, die zuvor verstreuten Zarmas zu einem zusammenhängenden Volk zu vereinen.

Das größte Bauwerk am Boulevard ist zugleich die größte Sehenswürdigkeit der Stadt: die Große Moschee von Niamey. Sie gilt als zentrale Freitagsmoschee des Landes und wurde in den 1970er-Jahren mit libyschen Geld erbaut.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein mussten die Djermas (Zarmas) zahlreiche Angriffe der Tuareg und der Peul (Fulani) abwehren. Während der französischen Invasion 1899-1906 kämpften die sie mutig gegen die künftigen Kolonialherren. Heute haben die Djerma in Region Niamey das Sagen und bestimmen vielfach auch die politische Agenda.

Der Verkehr auf dem Boulevard Mali Bero ist zu den Stoßzeiten heftig. Vor allem, weil zuweilen nicht nur in drei Reihen gefahren wird, sondern einem auch noch Motorräder aus dem Gegenverkehr in der eigenen Spur entgegenkommen.

Mali Bero ist ein Held und gleichzeitig ein riesiger Boulevard in Niamey. Er verbindet das Handwerkerdorf und den Markt von Wadata mit dem städtischen Busbahnhof und den privaten Personenbeförderungsunternehmen wie Sonef, Al Izza, Souna transport voyageur, Azawad, STM und Rimbo mit dem Botschaftsviertel am anderen Ende der Stadt, wo auch der französische Botschafter sitzt. Geschichte pur.

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